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Quelle: FOTO - Stanton Jimi Jib

Geschichte und Bedeutung

Die Steadicam wurde in den 1970er-Jahren von dem Kameramann Garrett Brown entwickelt. Brown drehte einen 10-minütigen Demofilm, den er einigen Regisseuren vorführte (u. a. Stanley Kubrick und John G. Avildsen). In Dieses Land ist mein Land von Hal Ashby (1976) fand das System erstmals in einem Kinofilm Verwendung, berühmter allerdings ist bis heute Avildsens Rocky (1976) für einen der ersten Einsätze. Kurz darauf folgte John Schlesingers Marathon-Mann (1976).

1979 hat die Steadicam im deutschen Spielfilm Premiere. Nahezu komplett wird damit der Kinofilm Der Willi-Busch-Report von Niklaus Schilling realisiert. (Kamera/Operator Wolfgang Dickmann)


Seitdem gehört die Steadicam bei größeren Produktionen zur Standardausrüstung. Mit ihr sind verwackelungsfreie Aufnahmen auch in linearer (nicht krangebundener) und abschwenkbarer Bewegungsrichtung möglich, weil kein Schienensystem (Dolly) sichtbar ist. Bei Live-Übertragungen ist den Akteuren ein erweiterter Bewegungsspielraum gewährt, und spontane Aktionen werden möglich. Für die Entwicklung der Steadicam erhielt Garrett Brown 1978 einen Oscar.

Aufbau und Funktionsprinzip

Bei der Steadicam bewirkt neben der Trägheit (statische Trägheitskraft und dynamisches Trägheitsmoment) auch die Entkoppelung der direkten Verbindung Kameramann/System eine Stabilisierung. Hierbei ist das Stativsegment knapp oberhalb des Schwerpunkts nur über eine Kardanische Aufhängung mit dem Kameramann verbunden. Dadurch werden unbeabsichtigte Drehbewegungen des Kameramanns weitgehend vom Kamera-System ferngehalten. Beabsichtigte, aber zu schnelle Schwenks werden kompensiert durch größere Radien in der Anordnung der Gegengewichte (statt einer nur senkrecht angeordneten Massenverteilung wird ein Teil der Masse nach vorn und ein dazu passender Teil nach hinten verlagert.)

Das (meist erhebliche) Zusatzgewicht des Systems wird mittels eines speziellen, beweglichen Tragarms mit einer den ganzen Rumpf umschließenden Tragweste verbunden (Rig), die einen großen Teil des Gewichts aufnimmt. Der Tragarm besteht i. d. R. aus zwei parallelstatischen Gelenkarmen (Parallelogrammführung), die mittels starker auf das Gewicht der Kamera abgestimmter Federn die Kamera auf halber Höhe der Armauslenkung halten. Durch den gefederten, isoelastischen Tragarm ist – zusätzlich zur einfachen Bauart – auch die vor allem auftretende senkrechte Komponente der Laufbewegung des Kameramanns weitgehend entkoppelt. Steigt der Kameramann beispielsweise auf eine Stufe, so folgt die Kamera der Bewegung mit gleitend weicher Verzögerung.


Durch den Tragarm kann die Steadicam auch seitlich, parallel zur Rumpfachse des Kameramanns, ausgeschwenkt werden, was auch Kamerapositionen weit vom Körperschwerpunkt entfernt ermöglicht. Das dabei auftretende Drehmoment wird über die Weste auf die Wirbelsäule des Kameramanns übertragen. Das Drehmoment ist umso größer, je weiter der Kameramann die Steadicam seitlich von seinem Rumpf weg ausschwenkt. Mit der Steadicam werden störende Drehungen der Kamera als solche vermieden und die Höhe der Kamera über Grund kann durch die bequeme (für die Arme und Hände des Kameramanns kräftefreie und damit schmerz- und ermüdungsarme) Handhabung nahezu konstant gehalten werden. Eine Belastung der Wirbelsäule des Kameramanns ist allerdings unvermeidlich. Ein neuartiger Westentyp, auch „Walter Klassen Harness“ genannt, setzt den Tragepunkt hinten am Körper an und vermeidet damit die Belastung der Wirbelsäule.

Bei beiden Ausführungen kann die Kamera nicht mehr direkt bedient werden, schließlich soll die Kamera ruhiger sein als der Körper des Kameramannes. Daher sind die wichtigsten Funktionen der Kamera (Schärfe, Blende etc.) über eine Fernsteuerung bedienbar. Zur Bildkontrolle wird ein am Rig montierter sehr lichtstarker Monitor eingesetzt. Das Bild kann aber auch live auf einen Monitor (etwa für den Regisseur oder bei Live-Sendungen) übertragen werden.


BerufsbilderSteadicam-Operator

Die Tätigkeit des Steadicam-Operators stellt einen eigenen Berufszweig innerhalb der Sparte Kameramann dar. Wie schon seit langem in den USA setzt sich auch bei uns immer mehr die Erkenntnis durch, dass Steadicam "nebenbei" betrieben nicht zu den gewünschten und den Möglichkeiten des Gerätes adäquaten Ergebnissen führt. 

Die Voraussetzungen für die Ausübung dieses Berufes sind mit denen des Operators (Schwenkers) weitgehend identisch, d.h. umfassende Kenntnisse im Bereich der Bildgestaltung, szenische Auflösung, optische Achsen, Schnitttechnik etc. sind

unabdingbar. Der Umgang mit Steadicam nach Gebrauchsanweisung ist nicht erlernbar. Der mehrfache Besuch von Steadicam-Workshops sowie regelmäßiges, intensives Training sind unbedingt erforderlich. 

Der Umstand, dass Steadicam-Einsätze häufig nur tageweise stattfinden und dies in Teams, die schon längere Zeit zusammenarbeiten, setzt eine besondere Flexibilität und Erfahrung

des Operators voraus; er muss sich in kürzester Zeit in den Ablauf einfügen und mit Regisseur und Kameramann kreativ zusammenarbeiten können. Der Steadicam-Operator sollte in der Lage sein, auf Wunsch eigenen Vorschläge für Kamerabewegungen zu machen, da er als Spezialist die universellen Möglichkeiten, aber auch die Grenzen des Geräts am besten kennt. 

Durch die nahezu grenzenlose Beweglichkeit des Systems sind oft unkonventionelle Lösungen in der Lichtgestaltung notwendig
; auch hier sollte er dem Kameramann bei Bedarf eine Hilfe sein können, d.h. er muss auf dem Gebiet der Lichtführung solide Kenntnisse besitzen.


 

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